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1. Theil 3 - S. 254

1880 - Stuttgart : Heitz
254 Neue Geschichte. 2. Periode. Frankreich. barfeit an ihr hingen. Wie viel Gutes mag hier nicht gestiftet worden sein! — Darüber wollen wir auch gern die Flecken übersehen, die auf ihrem Andenken lasten; denn einesteils war sie es besonders, die dem König zuredete, das Edict von Nantes aufzuheben, anderntheils betrug sie sich undankbar gegen den König in feinen letzten Stunden, indem sie ihn, als sein Ende herannahte, verließ. — Indessen entschuldigte sie ihre Entfernung damit, daß sie unmöglich ihn sterben sehen könne. — Sie starb vier Jahre nach ihm, 84 Jahre alt. Kurz vor ihrem Tode sagte sie zu dem Herzoge von Noailles: „Leben Sie wohl, lieber Herzog! In wenigen Stunden werde ich viele Dinge erfahren!" 103. Der spanische Erbfolgekrieg, 1701—14. Marlborough und Eugen. Eine Demüthigung erfuhr der stolze Ludwig gegen Ende seiner Regierung, die man ihm fast gönnen möchte. Der König von Spanien, Karl Ii., starb 1700, ohne Erben zu hinterlassen. Auf diesen Fall hatten Frankreich und Oestreich, welche die nächsten Verwandten waren, schon längst Verabredung getroffen, daß ein östreichischer Prinz König werden und Frankreich einige spanische Länder zur Entschädigung haben sollte. Am Hofe in Madrid hatte aber die schlaue und gewandte Politik Ludwigs Xiv. später bedeutenden Einfluß gewonnen. Und siehe da! jetzt fand sich ein Testament des Königs Karl, durch welches dem Philipp von Anjvu, einem Enkel Ludwigs Xiv., die ganze spanische Monarchie vermacht war. Ludwig hatte nämlich den schwachen Karl in seinen letzten Tagen so einzunehmen gewußt, daß er ihm zu Gefallen dies Testament entworfen hatte. Der heuchlerische Ludwig that- anfangs sehr überrascht und meinte, er wolle sich erst noch besinnen, ob sein Enkel die Erbschaft annehmen dürfe; aber er war endlich der erste, der ihm dazu Glück wünschte, und Oestreich sagte ihm geradezu, daß er das Testament erschlichen habe. Da nun der deutsche Kaiser sich diesen neuen Länderraub nicht gefallen lassen wollte^ so entstand ein 13jähriger Krieg daraus, den man den spanischen Erbfolgekrieg nennt. Einige der besten Feldherren Ludwigs Xiv. waren bereits todt; ihre Stellen wurden zum Theil durch unfähige Männer besetzt, weil die Maintenon ihnen wohlwollte, und so ging alles verkehrt; die gewöhnliche Folge, wenn sich Frauen in Dinge mischen, die sie nicht verstehen. Dazu kam, daß Ludwigs Feinde

2. Theil 3 - S. 296

1880 - Stuttgart : Heitz
296 Neue Geschichte. 2. Periode. Rußland. 107. Peters des Grotzen letzte Regierungsjahre. — Katharina I. — Peter Ii. — Anna Jwanowna. So lange der große Czar lebte, hörte er nicht auf, neue Einrichtungen zu machen, Mißbrauche abzuschaffen und an der Bildung seines Volks kräftig zu arbeiten. Um neue Ideen dazu zu sammeln, reiste er gern in andere Länder. Einmal zog er auch nach Pyrmont ins Bad. Der Graf von Waldeck bewirthete ihn ganz prächtig und fragte ihn zuletzt, wie ihm sein. Schloß gefalle. „Recht gut!" antwortete Peter, „es hat nur einen großen Fehler: die Küche ist zu groß angelegt." — Im Jahre 1716 machte er in Begleitung seiner Gemahlin Katharina eine größere Reise, auf der er auch sein geliebtes Holland wieder besuchte. Hier wurde er mit einer feierlichen Rede empfangen. Der Redner hatte in den pomphaftesten Ausdrücken gesprochen. „Ich danke Ihnen," antwortete Peter; „aber ich habe Sie nicht verstanden. Mein Holländisch^ lernte ich beim Schiffbau in Zaandam; doch diese Sprache lernte ich nicht." Auch jetzt strich er fleißig auf den Schiffswerften umher und besuchte alle Sehenswürdigkeiten. Stundenlang sah er den Malern in ihren Werkstätten zu. Dann reifte er nach Paris. Ludwig Xiv. war kurz vorher gestorben. Sein Urenkel, Ludwig Xv. (1715—74), ein siebenjähriges Kind, war jetzt König. Als dieser königliche Knabe Petent besuchte, nahm ihn dieser ohne Weiteres ans die Arme, küßte ihn und sprach: „Ich wünsche, Sire, daß Sie wohl aufwachsen und einst löblich regieren mögen! Vielleicht können wir mit der Zeit einander nützlich fein." Wie mochten die Franzosen über biefe Verachtung aller Etiquette die Nasen rümpfen! — In Paris fand Peters Wißbegierde noch mehr Nahrung als in Holland. Aus einer Anstalt eilte er zur andern, besuchte die Fabriken, die Gelehrten und Künstler, und machte bei den letzteren große Bestellungen. Als er in die Kirche kam, in welcher der kluge Richelieu begraben lag, umarmte er dessen Bildsäule und rief: „Großer Mann, dir würde ich die Hälfte meiner Staaten gegeben haben, um die andere Hälfte von dir regieren zu lernen." Seine Spazierfahrten führten ihn auch nach St. Cyr, wo Frau von Maintenon in Ruhe lebte. Sie war unpäßlich und verbat sich anfangs den Besuch. Aber Peter bestand darauf, „^ch muß," sagte er, „der Frau meine Hochachtung erweisen, die es so gut mit dem Könige und dem Reiche gemeint, und wenn sie

3. Theil 3 - S. 243

1880 - Stuttgart : Heitz
Ludwig Xiv. Richelieu. Mazarin. 243 man sich, ihm Ehre zu erweisen. Auf einer schönen Flotte fuhr er über nach England, wurde mit Frohlocken empfangen, umarmte dankbar den ehrlichen Monk und versprach seinen Unterthanen eine väterliche Regierung. Aber er hat sein Wort schlecht gehalten. Obwohl er wegen seines heitern, leutseligen Wesens beim Volke beliebt war, hat er doch durch Verschwendung, Leichtsinn und Mangel an Ehrgefühl, worin er so weit ging, daß er von Ludwig Xiv. heimlich Jahrgelder annahm, das königliche Ansehen herabgesetzt. Unter ihm sind die Parteinamen der Tories und Whigs aufgekommen. Jener Name bezeichnet die Anhänger aristokratisch-monarchischer Regierungsgrundsätze, dieser die Freunde der auf dem Volksrechte ruhenden (Staatsleitung. *) 102. Ludwig Xiv., 1643—1715. Nach dem guten Heinrich Iv. hatte sein kraftloser Sohn, Ludwig Xiii., über Frankreich regiert, eigentlich freilich nicht regiert, sondern er war nur König gewesen. Regiert hatten erst seine Mutter Maria von Medicis und späterhin der äußerst kluge und gewandte Cardinal von Richelieu, der die gesunkene königliche Macht wieder herstellte, Uebermuth der Großen demüthigte, aber auch die Resormirten aufs neue verfolgte. Nach mancherlei ihnen angethanen Kränkungen verlangte er von ihnen, daß sie den letzten der ihnen früher bewilligten Sicherheitsplätze, la Röchelte, aufgeben sollten, und da sie sich dessen weigerten, ließ er die Stadt belagern. Er selbst stellte sich an die Spitze der Armee und leitete persönlich die Belagerung. Mit einer an die Römerkriege erinnernden Kraft und Ausdauer führte er einen Damm weit ins Meer hinein, um der Stadt jede Zufuhr und Unterstützung von England abzuschneiden. Sie widerstand 14 Monate und öffnete erst (1629) die Thore, nachdem über 20,000 Mann vor Hunger darin umgekommen waren. Die Resormirten wurden zwar fernerhin geduldet, aber ohne Sicherheitsplätze. Als Richelieu 1642 starb, empfahl er dem Könige zum Minister einen schlauen Italiener, den er sich herangezogen hatte, den Cardinal *) Im Laufe der letzten Jahrzehnte hat sich aus den Whigs die Partei der Radikalen ausgeschieden, weil sie mit gemäßigten Reformen nicht zufrieden war. Eine andere Partei, die Chartisten d. h. Anhänger einer sogenannten Volkscharte, verfolgt mehr sociale als politische Ziele.

4. Theil 3 - S. 245

1880 - Stuttgart : Heitz
Ludwig Xiv. 245 Noch sechs Jahre (bis 1661) genoß Mazarin eines Ansehns, wie es kaum Richelieu genossen hatte; die Prinzen beugten sich vor ihm und suchten seine Verwandtschaft, und die Mitglieder des Parlaments fügten sich ohne Widerrede den höh ent Weisungen, seitdem Ludwig im Jagdanznge und mit der Reitgerte vor ihnen erschienen war und drohend Gehorsam verlangt hatte. Nunmehr konnte Ludwig Xiv. den Grundsatz geltend machen: „Der Staat bin ich!" (L’etat c’est moi.) Zunächst nun führte Ludwig eine recht glorreiche Regierung; denn Handel und Fabriken hoben sich unter dem trefflichen Minister Colbert, und eine Menge von Gelehrten und schönen Geistern bauten die Wissenschaften mit vielem Erfolge an. Der König befaß eine stattliche und würdevolle Persönlichkeit; man beugte sich vor der Hoheit seiner Erscheinung. Sein Urtheil war geübt, das Richtige rasch zu finden; seine Ausdauer und sein Wille waren unbeugsam. Seinen Hof und seine Regierung zur ersten in Europa zu machen, war das Ziel feines Stolzes, und er hat es erreicht. Zu keiner Zeit war Frankreich so reich an guten Köpfen und trefflichen Schriftstellern, als unter ihm, und seine Regierung wird das goldene Zeitalter der Wissenschaften und Künste für Frankreich (le siecle de Louis Xiv.) genannt. Ueberhaupt hatte er darin rechtes Glück, daß er tüchtige Mannte zu Generalen und Ministern fand, die durch ihre Thaten zugleich seine Regierung verherrlichten. Er selbst bekümmerte sich, besonbers in seiner Jngenb, nicht viel um die Regierung, aber er wußte die Männer zu finben, welche seine Pläne ausführten. Er selbst genoß das Leben; seine Prachtliebe, die glänzenben Hoffeste, bazn die kostspieligen Kriege haben unermeßliche Summen verschlungen und eine ungeheure Schulben-last herbeigeführt, was Frankreich 100 Jahre später schwer hat büßen müssen. Ungeachtet biefer Vergnügungssucht würde er boch von seinen Beamten meist gut bebieut, weil sie nie sicher vor ihm waren. Wenn es ihm einmal einfiel, so sah und fragte er nach allem, und wehe dem, der dann saumselig ober treulos kfunben würde. Das Geringste war, daß er weggejagt tvurbe; viele aber würden in die. Bastille gesetzt, eine Art von Festung in Paris, zugleich aber auch ein scheußliches Gefängniß, aus welchem die armen Gefangenen manchmal zeitlebens nicht erlöst würden. Einem so mächtigen Monarchen fehlt es nie an Schmeichlern. Kein Wuttb er, daß Ludwig Xiv. ganze Legionen hatte, die ihn in Prosa und in Versen über alle andern Könige erhoben, die je

5. Theil 4 - S. 1

1880 - Stuttgart : Heitz
Neueste Geschichte. 1789—1880. Kruste Periode. Port dem Anfange der französischen Revolution bis zum Sturze des ersten französischen Kaiserreichs, a789-*8](5). 118. Ausbruch der französischen Revolution. ®Bie große Begebenheiten die Geschichte auch enthält, so zeigt sie doch kein größeres und gewaltigeres Ereigniß auf, als die französische Revolution, durch welche die älteste Monarchie Europas umgestürzt und fast alle benachbarte Staaten in Mitleidenschaft gezogen wurden! Wenn es auch anfangs schien, als betreffe sie nur Frankreich, so haben sich doch ihre Folgen über einen großen Theil der Erde ausgebreitet und auch auf die Zustände unsres deutschen Vaterlandes bedeutend eingewirkt. Die Ursachen dieser großen Staatsumwälzung Frankreichs liegen meist in der früheren Zeit. Ludwig Xiv., welcher mehr als 70 Jahre regierte (1643—1715), hatte durch feine vielen Eroberungskriege und feine Verschwendung das Land in große Schulden gestürzt. Diese wurden unter seinem Urenkel und Nachfolger Ludwig Xv. (1715—74), einem höchst leichtsinnigen und unthätigen Könige, noch bedeutend vermehrt; denn er überließ die Regierung seinen Ministern und ließ sich von nichtswürdigen Weibern leiten. Eine derselben, die Marquise von Pompadour, Weltgeschichte für Töchter. Iv. 16. Aufl. 1

6. Theil 4 - S. 127

1880 - Stuttgart : Heitz
Räumung des französischen Gebiets. 127 auf Richelieu's beredte Vorstellungen sich überzeugen ließen, daß die Ruhe in Frankreich soweit wieder gesichert sei, um des Schutzes der fremden Armeen nicht mehr zu bedürfen. Am l. October 1818 wurde daher die Räumung des französischen Gebiets beschlossen und gleich darauf wurden auch die Bedingungen in Betreff der Schuld, welche Frankreich noch an die Mächte zu zahlen hatte, auf eine für die Besiegten sehr günstige Weise geregelt. Ludwig Xviii. wurde nun mit in den heiligen Bund aufgenommen, und dieser in der Form eines geheimen Vertrags unterzeichnet, worin die Bevollmächtigten von Oestreich, Frankreich, England, Preußen und Rußland erklärten, daß ihre Höfe fest entschlossen seien, sich in allen gegenseitigen Beziehungen niemals von dem Grundsätze der Einigkeit zu entfernen, die sie bisher geleitet habe, und der durch die christliche Verbrüderung der Souveräne untereinander unauflöslich geworden sei; daß diese Vereinigung keinen andern Zweck habe, als die Erhaltung des allgemeinen Friedens und daß die Mächte, wenn zur Erreichung dieses Zweckes besondere Zusammenkünfte nöthig würden, dieselben durch diplomatische Mittheilungen festsetzen wollten. Es war dieser Vertrag für die Erhaltung des Friedens gewiß von großer Wichtigkeit und nicht unerheblich war es, daß in Aachen auch der König von England Georg Iii. sich dem heiligen Bunde anschloß. Im Gegensatze gegen die Absichten der ftreng-royalistischen und kirchlichen Partei in Frankreich, welche an dem Grafen von Artois nach wie vor ihren Führer hatte, bildete sich nach und nach der Liberalismus innerhalb und außerhalb der Kammern wieder zu einer großem Partei heraus, und während die Liberalen kluger Weise zuerst nur die gemäßigteren Ministerien gegen jene schrofferen Royalisten unterstützt hatten, traten sie bald selbständiger und kühner gegen die Regierung auf, und in ganz Frankreich war die offene und geheime Thätigkeit ihrer Opposition bald nicht mehr zu verkennen. In die Kammern wurden nun auch schon wieder Männer von entschieden revolutionärer Gesinnung gewählt, selbst solche, welche einst im Nationalconvent für den Tod Ludwig Xvi. gestimmt hatten. Die Royalisten erkannten hierin ein Zeichen offener Feindseligkeit gegen die wieder hergestellte bourbonische Herrschaft und hörten nicht auf, den König wegen seiner vertrauensvollen Milde zu warnen. Ihre Vorstellungen erhielten eine traurige Unterstützung durch eine Mordthat, welche den Hof in seinen theuersten Hoffnungen tödtlich traf. Der Herzog von Berry,

7. Theil 4 - S. 129

1880 - Stuttgart : Heitz
Johann Vi. von Portugal. 129 währt, die Klöster wieder hergestellt, die Jesuiten kehrten zurück und mit ihnen die Inquisition mit ihren früheren Schrecken. Die Anhänger des vertriebenen Königs Joseph (die Josefinos) wurden bei Todesstrafe aus dem Reich verbannt und selbst viele, welche das Vaterland ruhmvoll vertheidigt hatten, entgingen der grausamen Verfolgung nicht. Die Empörungen, welche in Folge dieser Gewaltmaßregeln in mehreren Provinzen entstanden, wurden mit großer Strenge unterdrückt. Als nun aber die Colonien in Südamerika die Fahne des Aufruhrs aufpflanzten und gegen diese ein Heer in Cadiz versammelt wurde, brach hier eine Militairver-schwöruug aus, welche für die vielen Unzufriedenen im Lande ein Zeichen zur Erhebung gegen die Regierung wurde. In Cadiz wurde die Constitution der Cortes wieder ausgerufen und dem absoluten Königthum der Krieg erklärt. Dasselbe geschah in mehreren Provinzen, wo geheime revolutionäre Gesellschaften schon längst die Gemüther bearbeitet hatten. Der König vermochte den Aufstand nicht anders zu beschwören, als indem er sich zur Annahme der Constitution bereit erklärte (1820) und die Cortes einberief. Kaum aber waren diese vereinigt, als sie nach dem Beispiel der früheren französischen Versammlungen alle Staatseinrichtungen umzustürzen unternahmen und dadurch nicht nur den äußersten Widerstand des Adels und der Geistlichkeit, sondern auch eines Theiles des Volkes hervorriefen. Die Freunde des alten Königthums richteten eine besondere Regentschaft (Junta) ein und beriefen eine sogenannte „Glaubensarmee", um den König aus den Banden der Cortes zu befreien. Ueberall entbrannte ein blutiger Bürgerkrieg. Aehnliche Vorgänge fanden in Portugal und in einzelnen Ländern Italiens statt. In Portugal war Johann Vi. wieder als König eingesetzt worden, lebte aber in Brasilien und ließ das Mutterland durch eine Regentschaft, an deren Spitze der englische Befehlshaber, Lord Beresford, stand, beherrschen. Auch hier entstand aber im Jahre 1820 eine Militairverschwörung und ein Volksausstaud; es mußte gleichfalls eine constitntionelle Verfassung mit den freisinnigsten Einrichtungen eingeführt und von dem König Johann für Portugal und für Brasilien beschworen werden. In Italien war das Volk durch geheime revolutionäre Gesellschaften (Carbonari), welche die Einführung demokratischer Einrichtungen und zugleich die Vereinigung ganz Italiens zu einem großen Staate zum Zweck hatten, schon lange bearbeitet worden, Weltgeschichte für Töchter. Iv. 16. Aufl. 9

8. Theil 4 - S. 131

1880 - Stuttgart : Heitz
Congreß zu Verona. 131 erwähnt, nach stillschweigendem Einverständniß der Mächte, ein französisches Heer unter dem Herzog von Angoulöme in Spanien ein. Umsonst hofften die Cortes, daß das Volk sich zu einem Guerillaskrieg in freiwillig bewaffneten Banden erheben würde; fast überall wurden vielmehr die Franzosen als Freunde begrüßt, da das Volk, welches man mit der liberalen Constitution beglücken wollte, für dieselbe gar keinen Sinn und kein Verständniß hatte. Da auch die Truppen fast überall capitulirten, zogen die Franzosen bald als Sieger in Madrid ein. Die revolutionäre Regierung (Junta) mit den Cortes war nach Cadiz gezogen; dorthin folgte ihnen die französische Armee, um den festen Platz zu belagern. Obwohl die Anführer zuerst laut verkündeten, daß sie sich lieber unter den Trümmern der Stadt begraben, als unterhandeln wollten, so verstanden sie sich doch bald zu einer Capitnlation. Ferdinand Vii. wurde nun in die frühere unumschränkte Herrschaft wieder eingesetzt. Mit größter Strenge und Grausamkeit wurden die Anführer verfolgt und zum Theil hingerichtet, und alle alten Einrichtungen wieder hergestellt. Das Volk selbst, welches für freie Einrichtungen nicht im geringsten reif war und sich daher auch nicht danach sehnte, zeigte sich im Gegentheil für Königthum und Priesterherrschaft begeistert und begrüßte die Wiederherstellung der alten Zustände mit Jubel (1823). In Portugal wurde die Constitution gleichfalls wieder beseitigt, aber ohne fremde Hülfe, durch einen Aufstand, welchen der Sohn des Königs, Don Miguel, mit Hülfe des Militairs und des Pöbels erregte. Der schwache König Johann wollte nun durch eine gemäßigte Verfassung die Liberalen mit seiner Herrschaft versöhnen; dagegen erhob sich jedoch Don Miguel. Dieser ging so weit, einen Aufstand gegen seinen eigenen Vater zu erregen, wurde jedoch besiegt und aus Portugal verbannt (1824). Als Johann starb (1826), wurde sein ältester Sohn Don Pedro constitutioneller Kaiser von Brasilien, übertrug aber die Herrschaft über Portugal seiner unmündigen Tochter Donna Maria da Gloria; zugleich gab er dem Lande eine freisinnige Verfassung. Don Miguel, welcher aus der Verbannung zurückgerufen wurde, sollte die Regentschaft bis zur Großjährigkeit der Königin führen. Derselbe aber wollte für sich selbst die Herrschaft ufurpiren, stieß die Verfassung wieder um und ließ sich zum unumschränkten König erklären. Nicht lange jedoch währte seijte Herrschaft. Don Pedro, welcher den Thron Brasiliens in Folge eines Aufstandes an seinen

9. Theil 4 - S. 108

1880 - Stuttgart : Heitz
108 Neueste Geschichte. 1. Periode. Freiheitskampf. Blumenschmuck begrüßt. Bald sollte sich dieselbe Erbärmlichkeit der Gesinnung in den hohen Staatskörperschaften selbst zeigen, welche bis dahin dem mächtigen Beherrscher auf alle Weise gehuldigt und geschmeichelt hatten. Der Kaiser selbst befand sich unter deß in Fonta inebleau, 7 Meilen von Paris, die Kaiserin mit ihrem Sohne und einigen Ministern in B l o i s an der Loire, von wo aus sie die Regentschaft zu führen unternahm; aber sie mußte bald erfahren, daß das Regiment in die Hände der verbündeten Herrscher übergegangen war, deren vorzüglichster Rathgeber unter den französischen Politikern der weltkluge Fürst Talleyraud wurde, welcher mit seiner kalten, glatten, wohlberechneten, aber gewissenlosen Schlauheit sich jeder Zeit zuerst in eine neue Wendung der Dinge zu finden wußte. Der Kaiser Alexander erließ schon am 1. April im Namen der Verbündeten eine Erklärung, daß sie fortan weder mit Napoleon, noch mit einem Gliede seines Hauses unterhandeln könnten; daß deshalb die Franzosen sich eine andere Regierung wählen sollten. Hierauf sagte sich zunächst der pariser Gemeinderath von Napoleon los und sprach den Wunsch aus, daß die alte Königsfamilie zurückgerufen würde, und schon am 2. April beschloß der Senat (der aus lauter früheren Günstlingen des bisherigen Machthabers bestand) im Namen Frankreichs die Absetzung Napoleons. Dieser weilte indessen noch immer in Fontainebleau, unschlüssig, was er beginnen sollte. Zu spät bot er den verbündeten Fürsten Unterhandlungen an, dann kam er auf den verzweifelten Plan, die Fürsten mit ihren Armeen in Paris einzuschließen und unter den Trümmern der Hauptstadt zu begraben. Aber seine Marschälle selbst versagten ihm hierzu ihre Dienste, und so mußte er auf jedes weitere Unternehmen für jetzt verzichten. Unter Talleyrands Vorsitz war zunächst eine provisorische Regierung eingerichtet worden; Frankreich selbst sollte über seine neue Regierung beschließen. Da im Süden und Westen der Adel und ein Theil des Landvolks noch immer mit treuer Anhänglichkeit der alten legitimen Königsfamilie ergeben war, so fand der Plan ihrer Rückberufung vorzugsweise günstige Aufnahme, und nachdem Napoleon vergeblich versucht hatte, die Herrschaft wenigstens für seinen Sohn, den König von Rom, zu erlangen, so berief der Senat am 6. April Ludwig Xviii. von Bourbon, den Bruder des unglücklichen Ludwig Xvi., frühern Grafen von Provence, als König und mit ihm die ganze Familie der Bourbonen zurück. Napöleon _

10. Theil 4 - S. 112

1880 - Stuttgart : Heitz
112 Neueste Geschichte. 1. Periode. mit erblichen Mitgliedern und eine Deputirtenkammer errichtet und ihnen das Recht der Steuerbewilligung gegeben wurde. Aber die neue Regierung versäumte es, den Geist der Nation, welcher der napoleonischen Herrschaft noch in vieler Beziehung zugeneigt war, zu schonen. Mit großer Uebereilung drängten die Freunde der zurückgekehrten Königsfamilie alle bisherigen Anhänger des vertriebenen Kaisers zurück, besonders aber verletzten sie die Armee und das Volk durch geringschätzige Behandlung der Soldaten, zumal der Garden des Kaiserreichs, und als die zahlreichen Kriegsgefangenen, welche nach dem Friedensschluß aus der fremden Haft entlassen waren, nach Frankreich zurückkehrten, fanden sie in der Mißstimmung des Volks bereits einen günstigen Boden, um ihre Vorliebe für den verbannten Bonaparte wieder zu verbreiten. Diese Stimmung der Gemüther in Frankreich blieb dem auf Elba gefangen gehaltenen, aber nicht streng bewachten Helden nicht unbekannt; viele seiner früheren treuen Diener, besonders der Polizeiminister Fouche, der Marschall Davoust, der Kriegsminister Carnot n. a. ermunterten ihn zu einem neuen kühnen Streich, und da er gleichzeitig erfuhr, daß die Fürsten und Staatsmänner in Wien über die Ländervertheilnng gerade in heftigem Zwiespalt waren, so hielt er den Augenblick für günstig zu einem neuen Versuch, die verlorene Herrschaft wieder zu erlangen. Am 26. Februar 1815 verließ Napoleon Elba mit etwa 1100 alten Soldaten; glücklich entging er den im Mittelmeer kreuzenden Schiffen der Engländer und Franzosen und stieg am 1. März bei Cannes in der Provence ans Land. Bald zeigte es sich, daß er in Bezug auf die Stimmung der Franzosen nicht falsch gerechnet hatte; denn überall im Süden wurde er mit Begeisterung aufgenommen, von Schritt zu Schritt wuchs die Anzahl seiner Getreuen. Mit seiner alten Zuversicht rief er aus: „Mein Adler wird von einem Kirch-thurm zum andern durch Frankreich vor mir herfliegen, bis er sich auf dem Thurme von Notre-Dame in Paris niederlassen wird." Vergeblich sandte Ludwig Xviii. die Generale gegen ihn aus, welche er für die treuesten hielt; kaum befanden sie sich im Angesicht ihres alten, ruhmgekrönten-Kriegsherrn, allste unwiderstehlich zu ihm hinübergezogen wurden, wie auch alle Truppen und Befehlshaber auf dem ganzen Wege von Cannes bis Paris • eben so zu ihm übergingen. In 20 Tagen legte der todtgeglaubte Löwe den Triumphmarsch zurück, und nachdem Ludwig Xviii. von allen, die ihm so eben Treue geschworen, verlassen, nach Gent in
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